Nicole Johänntgen - Nicole Johänntgen (Solo) (2019)

Was Solo-Saxophon-Alben angeht, ist dies von Anfang bis Ende ein wunderbares Hörerlebnis. Starke Melodien und einfallsreiches Improvisieren, wobei der Saxophonist eine scheinbar grenzenlose Vorstellungskraft und einen grenzenlosen Ideenfluss hat.

Aufgenommen in der Zürcher Andreaskirche, die einen natürlichen Nachhall von fünf Sekunden hat, bringt Nicole eine neue Dynamik in ihre Musik, während sie den Raum innerhalb der Kirche spielt. Im vollen Bewusstsein des Potenzials ihrer Umgebung erkundet sie spielerisch den Raum, lässt ihre Ideen von einer einfach wiederholten Melodie abprallen, variiert Attack und Gewicht ihrer Noten und reagiert auf die Antwort des Gebäudes auf „Lebenlust“. Nicole holt ihren Sopran für „Stille Egwigkeit“ aus dem Koffer und verwöhnt uns mit einem herrlich melodischen Musikstück, das mit einem wunderbar vollen und runden Ton gespielt wird, der vollständig mit seiner Umgebung in Kontakt ist.

So gut diese Stücke auch sind, wie bei Lumens sind es die beiden längsten Stücke, die am meisten über den Saxophonisten aussagen. Beide auf Altsaxophon gespielt, „Sternenhimmel“ und „Nebelkleid“ sind beeindruckende Beispiele für Erfindungsreichtum, Disziplin und die Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen. Sie nimmt sich Zeit für ihre Improvisationen und scheut sich nicht, die Ideen in ihrem eigenen Tempo weiterzuverfolgen, während sie voranschreitet, und entwickelt Soli von seltener Schönheit.

Unter Verwendung bestehender Melodien in ihrem Solospiel, von denen einige zurückkehren oder verworfen werden, während sich die Improvisation entwickelt, lässt Nicole die lyrische Erfindung fließen, wobei jede Idee sorgfältig durchdacht wird, bevor sie weitergeht. Sie spielt mit einem leichten und sanften Ton, der mühelos über den gesamten Bereich des Horns singt. Mit sehr wenig Rückgriff auf extreme Register oder Tonhöhen, selbst der gelegentliche Einsatz von Mehrklängen wird auf einer leisen Lautstärke gehalten, die Melodie ist der Schlüssel zum Erfolg jedes gespielten Stücks.

Dies ist ganz einfach ein außergewöhnliches Album, und für diejenigen, die Solo-Saxophonaufnahmen bisher als entmutigende Aussicht empfanden, ist dies vielleicht ein idealer Ausgangspunkt.