Munich Radio Orchestra, Ernst Theis - Eduard Künneke: Dance Suite (Tänzerische Suite) (2023) [Hi-Res]
Artist: Munich Radio Orchestra, Ernst Theis
Title: Eduard Künneke: Dance Suite (Tänzerische Suite)
Year Of Release: 2023
Label: BR Klassik
Genre: Classical
Quality: flac lossless (tracks) / flac 24bits - 96.0kHz +Booklet
Total Time: 00:28:43
Total Size: 150 / 555 mb
WebSite: Album Preview
TracklistTitle: Eduard Künneke: Dance Suite (Tänzerische Suite)
Year Of Release: 2023
Label: BR Klassik
Genre: Classical
Quality: flac lossless (tracks) / flac 24bits - 96.0kHz +Booklet
Total Time: 00:28:43
Total Size: 150 / 555 mb
WebSite: Album Preview
01. Tänzerische Suite, Op. 26: I. Overture. Tempo des Foxtrot
02. Tänzerische Suite, Op. 26: II. Blues. Andante
03. Tänzerische Suite, Op. 26: III. Intermezzo. Vivace
04. Tänzerische Suite, Op. 26: IV. Valse Boston. Valse mélancolique
05. Tänzerische Suite, Op. 26: V. Finale. Foxtrot
Der wilde Sound der 20er: 1929 nahezu gleichzeitig entstanden, porträtieren die Rundfunkmusiken von Hanns Eisler (1898–1962) und Eduard Künneke (1885–1953) die „neue Zeit“ und das neue Medium. Kaum unterschiedlicher könnten die Ergebnisse sein: Während Eisler beim skandalumwitterten Baden-Badener Musikfest eine kritische Auseinandersetzung mit dem neuen Genre und der Technikbegeisterung seiner Zeit aufs Podium bringt, wird am Vorabend der Berliner Funkausstellung Künnekes „Tänzerische Suite“ über den Äther geschickt. Hier erklingt ungebremste Lebensfreude, wenn sich Orchester und Jazzband die Bälle zuwerfen. Denn nach ein paar Saisons am New Yorker Broadway stand für Künneke fest: „Der Rhythmus unterscheidet in der Musik die neue von der alten Zeit.“
Erst sechs Jahre jung war das Zeitalter des Rundfunks in Deutschland, und die Republik kaum doppelt so alt. Hanns Eislers Rundfunkkomposition Tempo der Zeit wurde im Hochsommer des Schicksalsjahres 1929 beim damals wie heute wichtigsten deutschen Avantgardefestival uraufgeführt. Drei Monate später, am „Schwarzen Freitag“, riss der Börsencrash genau diejenigen, an die sich die Kantate wandte, den „kleinen Mann“, in großer Zahl in einen Abgrund aus Armut, Arbeitslosigkeit und Hunger. Zuvor schienen die Verheißungen der Moderne selbst für Fabrikarbeiter und Hausmädchen in größere Nähe gerückt zu sein. Transatlantikflüge, Radioübertragungen, heiße Jazz-Rhythmen – alles wird immer schneller, „hotter“, zugänglicher, mit einem Wort: moderner. Der neue Glaube heißt Fortschritt durch technische Errungenschaften, was vor allem dem „kleinen Mann“ Teilhabe an Bildung, Unterhaltung und Wohlstand verschaffen soll. „Das ist alles sehr schön, was Sie uns da erzählen“, erhebt sich die Stimme des Sprechers in der Kantate – jedoch: kann die Gesellschaft diese Heilsversprechen einlösen? Skepsis ist angebracht: „Ja, wer Geld hat, reist fein durch die Welt! Und wer keins hat, der muss eben laufen ...“
Hanns Eisler, der Schöpfer gleich zweier DDR-Hymnen und zahlloser Hollywood-Filmmusiken, wächst in Leipzig und Wien in eher bescheidenen Verhältnissen auf, der Vater ist Philosoph und Atheist mit jüdischen Wurzeln. Hanns gilt als unangepasst und geht ohne Schulabschluss ins Leben, allerdings komponiert er, seit er elf ist. Beim Militär steht er schon bald als Radikaler unter besonderer Beobachtung und schreibt im Schützengraben ein Oratorium gegen den Krieg. Das Manuskript geht verloren, nicht aber der Berufswunsch: 1919 nimmt ihn Arnold Schönberg als Schüler an. Musikalisch begegnen sie sich mit gegenseitiger Achtung, ideologisch tun sich Gräben auf. Der Monarchist urteilt über seinen Eleven: „Es ist wirklich zu dumm, dass erwachsene [...] Künstler, die wahrhaftig Besseres zu sagen haben, sich mit Weltverbesserungstheorien einlassen.“ Weiter ätzte Schönberg, Eisler möge schweigen und Noten aufs Papier schreiben, das zumindest könne er.
Bereits 1917 äußerte Eisler angesichts der Revolution in Russland, man dürfe nicht über Kunst sprechen, ohne sich mit diesem „grandiosen Ereignis auseinanderzusetzen“. Dieser Zwiespalt prägte auch sein weiteres Schaffen, wenn er als Zwölftöner in den Katalog eines renommierten Wiener Verlagshauses aufgenommen wurde und gleichzeitig zum Arbeiter-Massenlied fand. Mit dem Sänger Ernst Busch bildete Eisler in Berlin das Agitprop-Dreamteam der späten 1920er Jahre. Einige der Liedertexte, die Eisler für Busch in Melodien goss, stammten von einem gewissen David Weber, den Eisler 1927 kennenlernte. Weber hieß eigentlich Robert David Winterfeld (1899–1978) und veröffentlichte seine Kunst unter verschiedenen Pseudonymen. Für klassenkämpferische Verse nutzte er den „David Weber“ und als Robert Gilbert erntete er Weltruhm für Schlagertexte wie Das ist die Liebe der Matrosen und Ein Freund, ein guter Freund. In der heißen Phase des Arbeiterkampfliedes entstanden in Zusammenarbeit mit Eisler unter anderem Auf den Straßen zu singen, das Stempellied und Das Lied eines Arbeitslosen.
Ruth Volpert, Alt
Christopher Dollins, Bass
Clemens Nicol, Sprecher
Annekatrin Hentschel, Moderation
Madrigalchor der Hochschule für Musik und Theater München
Münchner Rundfunkorchester
Ernst Theis, Leitung